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Sonja Lorenz

Dipl. Psychologin &

Systemischer Coach

 

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Wie nutzt du die Fastenzeit?

Fasten - Achtsamkeit - Meinungsfasten - Alkoholfasten - Koffeinfasten - Handyfasten
Fasten ist Achtsamkeit

 

Bild: andres ayrton I pexels

Die Fastenzeit ist da.

🔸 Welche Erfahrungen hast du mit Fasten?

Bis Ostern fasten. Auf etwas verzichten. Sich in Askese üben, in Demut, im Verzicht. Vielleicht auch im darin üben, sich darüber bewusst sein, in welcher Fülle wir im Alltag leben. Was wir alles so oft als selbstverständlich sehen und kaum noch bewusst wahrnehmen. Und vielleicht auch, bewusst etwas zu tun, was uns schwerfällt. Durchhalten

Im Alltag bewusster handeln, sich bewusst für oder gegen etwas zu entscheiden. Fasten geht auch mit Alltags-Achtsamkeit einher.

🔸 Du kannst beobachten, wann es dir leichter fällt, auf etwas zu verzichten und wann es für dich schwerer ist.

Viele Menschen verzichten in der Fastenzeit von Aschermittwoch bis Ostern auf Alkohol, Süßigkeiten oder alles mit Zucker. Auch der Verzicht auf Kaffee bzw. Koffein, Fleisch oder Zigaretten ist verbreitet.


Was kannst du noch fasten? Beispielsweise Streaming, TV oder Handy-Zeiten. Wenn du nicht komplett darauf verzichten willst oder kannst, versuch vielleicht Zeiten für den Verzicht bzw. den bewussten Konsum festzulegen. Und dich daran zu halten. Immer mehr Menschen können kaum darauf verzichten. Die bunten Social-Media-Beiträge - immer weiter klicken und scrollen - gehen mit der Ausschüttung von Dopamin einher und das macht süchtig. Da ist ein bewusster Verzicht für einen begrenzten Zeitraum ein lohnenswertes Experiment.


Wie wäre es außerdem mit dem Verzicht auf Ratschläge, Lästern, Kritisieren, Meinung, Bewertung? Ungewöhnlich? Vielleicht. Aber auch das kann lohnenswert sein.

Wir hören in Gesprächen selten offen und mit einer „nicht-wissenden-Haltung“ zu. Oft sind wir nach ein paar Sätzen schon zu einem Ratschlag bereit. Oder wir haben unser Gegenüber schon in eine Schublade gesteckt. Wir kritisieren - gedanklich oder geäußert. Wir haben zu allem eine Meinung, auch zu dem, von dem keine wirkliche Ahnung haben. Wir bewerten, statt zu beobachten. Wir berichten nicht beschreibend, sondern bewertend. Unser Gehirn bewertet immer und überall, es kritisiert und ordnet ein. Gehörtes wird in Beziehung gesetzt zu eigenen Erfahrungen und schon geben wir Ratschläge, was unser Gegenüber tun oder lassen sollte. Das wir bewerten, eine Meinung haben und die Idee, wie jemand anderes etwas tun sollte, ist erst einmal normal. Wir können aber unseren Umgang damit schulen. 

Nicht jeder Ratschlag muss ausgesprochen werden. Besonders dann nicht, wenn wir gar nicht um Rat gefragt wurden. Wir müssen unsere Meinung nicht äußern, wenn wir nicht danach gefragt wurden. Und auch dann nicht, wenn wir kaum Ahnung und Wissen haben. Wenn wir von einem Thema nicht direkt persönlich betroffen sind oder nichts verstehen, müssen wir unsere Meinung nicht beitragen. Umso mehr Chance haben wir, die Meinung und Ahnung der Menschen zu hören, die betroffen sind und die sich mit Themen wirklich auskennen. Und zuhörend können wir oft mehr lernen als sprechend. 

Ein bewusster Umgang mit Kritik, eine Zeit ohne lästern, ohne andere zu bewerten, ist befreiend. Und tatsächlich manchmal schwer. Aber es tut uns gut und wirkt sich positiv auf unser Umfeld aus. 

🔸 Du kannst beim Fasten komplett auf etwas verzichten oder dir bestimmte Zeiten oder Mengen vornehmen: abends auf der Couch und im Bett kein Handy. Nur morgens eine Tasse Kaffee. Streaming nur Sonntagabend. Nur ein Riegel Schokolade am Wochenende. 

Die klassische Fastenzeit lädt dazu ein, sich 40 Tage lang bewusst mit dem eigenen Konsum und Verhalten auseinanderzusetzen.

Machst du mit? 

 

Sonja



PS: Meine Fastenzeit?
▫️ Ich esse ohnehin kein Fleisch und fast keine tierischen Produkte.
Streaming findet durch eine Weiterbildung, die mich zeitlich fordert, ohnehin gerade nicht statt.
▫️ Ich werde auf Süßigkeiten verzichten. Ich esse davon nicht viel, aber 40 Tage komplett ohne ist trotzdem anders.
▫️ Ich werde Handy / Social Media nicht mehr auf der Couch oder im Bett nutzen. Das wird mir, die ich eigentlich nicht viel am Handy bin, trotzdem schwer fallen. Denn dieses fast unbewusste "ich schaue noch mal kurz" habe ich auch. Und bleibe oft länger daran hängen, als ich wollte. 
▫️ Meinungs-, Kritik- und Bewertungsfasten ist in meinem Alltag ohnehin vorhanden. Aber ich habe mir vorgenommen, mich dabei genauer zu beobachten. Und mich überraschen zu lassen, wann ich mich doch dabei ertappe und ob das vielleicht doch häufiger vorkommt, als ich so vermute.

Auf eine gute Fastenzeit, wie auch immer du sie nutzt.